Unser Kaninchenbau ist eine Utopie. Er soll ein Ort sein, an dem wir frei von gesellschaftlichen Zwängen unser Leben selbst gestalten können. Wie eine große Familie möchten wir solidarisch zusammen leben, spielen, lachen, lernen, alt werden, uns unterstützen, ständig neu herausfordern und immer wieder unseren Umgang miteinander und mit unserer Umwelt reflektieren.
Das Herz des Kaninchenbaus, der sogenannte Kessel, soll ein gemütlicher Treffpunkt für die gesamte Gemeinschaft sein. Zusätzlich umfasst der Kaninchenbau ein großes, zunächst unübersichtlich wirkendes, aber ausgeklügeltes Höhlensystem, das ständig an allen Ecken und Enden von den fleißigen Kaninchen erweitert, umgebaut und an die aktuellen Bedürfnisse angepasst wird. Wir wollen flexibel auf die Bedürfnisse aller eingehen und beispielsweise ausreichend Raum für Privatsphäre ermöglichen, aber auch für das Erproben von funktionalem Wohnen. So wird der Kaninchenbau niemals “fertig” werden, sondern sich immer in einem dynamischen Prozess wandeln mit dem Ziel, das bestmögliche Leben für alle zu bieten.
Die typischerweise herbivoren Artgenoss*innen buddeln gerne in der Erde herum und werden dafür nach einem großen Gelände schauen, auf dem wir auch unsere gärtnerischen Fähigkeiten entwickeln können. Unsere Kaninchen sind anpassungsfähige Tiere mit hohem Lernvermögen, die gut mit sich verändernden Umständen zurechtkommen.
Entlässt man ein Hauskaninchen – die domestizierte Form des Wildkaninchens – in freie Wildbahn, so soll es sich schnell selbstständig zurechtfinden und im Gegensatz zu vielen anderen Tieren auch in Freiheit überlebensfähig sein. Dies wollen wir erproben und unsere Käfige und Gehege, in die wir hineingewachsen sind, die uns oftmals so vertraut natürlich erscheinen und uns Sicherheit vermitteln, hinter uns lassen.
Dabei wollen wir jedoch nicht nur für uns selbst neue Freiräume schaffen, sondern diesen Ort auch nutzen, um unsere Kräfte zu bündeln und miteinander für die Freiräume aller Kaninchen – egal ob weiß, braun, grau, bunt gepunktet, groß, klein, kurzhaarig oder flauschig… – einzustehen.
Unser Kaninchenbau ist ein Experiment, daher darf sich die Kaninchengemeinschaft auch wieder auflösen. Das ist nicht schlimm, denn immer gibt es Erkenntnisse: Für den/die Einzelne/n genauso wie für die Entwicklung von anderen Kaninchenbauten. Daher ist es wichtig, über die Vision nicht den Alltag zu vergessen und diesen mit Leichtigkeit, Neugier und Lebenslust zu gestalten. Wir wollen unabhängig vom Ausgang des Projekts in der Rückschau nichts bereuen und viele Tunnel gegraben haben!